Der Europäische Biber


biber
Europäischer Biber (Foto: Yvonne Christ/naturgucker.de)

Steckbrief

Lateinischer Name

Cartor fiber

 

Größe & Gewicht

bis zu 1,35 m lang (inklusive Schwanz)

ca. 40 cm hoch

20-30 Kilogramm

 

Alter

bis zu  20 Jahre

Nahrung → Vegetarisch

Triebe, Knospen, Blätter
Gräser und Kräuter
Rinde
Feldfrüchte

Feinde

Uhu, Raubfische, Fuchs, Seeadler



Biber in Büttelborn

In Hessen sichtete man den letzten Biber 1596. Danach galt er 400 Jahre lang als ausgestorben. Mithilfe von Wiederansiedelungs-Projekten konnte der Biber in den 1980er Jahren auch in Hessen wieder heimisch werden. Heute leben etwa 700 Individuen in Hessen. Über Flüsse, wie Rhein und Main, aber auch über Grabensysteme können sie sich ausbreiten. So ist auch der Büttelborner Biber in den Landgraben bei Büttelborn gelangt und hat dort womöglich sogar schon einen Partner gefunden. Beobachtungen zufolge wurden schon zwei Tiere gleichzeitig gesichtet.

 

Offenbar war dem Büttelborner Biber der Wasserstand im Landgraben zu niedrig, um eine Burg mit unter Wasser liegendem Eingang zu bauen. Deshalb baute er zunächst den Biberdamm, um das Wasser dahinter aufzustauen. Der Damm ist nun schon knapp einen Meter hoch. Es rauscht, wie an einem kleinem Wasserfall, wenn das Wasser über den Damm fließt. Von der Olympia-Brücke hinter dem Sportplatz in Büttelborn aus, ist der Damm gut zu beobachten.


Spuren des Büttelborner Biebers



Lebensraum

Der Biber kommt in gewässerreichen Landschaften an langsam fließenden und stehenden Gewässern vor. Dort, wo er in Ufernähe Gehölze vorfindet. 

Biber sind nachtaktiv und verbringen einen Großteil der Zeit unter Wasser.

Ursprünglich ist der Biber in Europa heimisch. Nach seiner fast vollständigen Ausrottung konnte er im 20.Jahrhundert auhc in Deutschland wieder angesiedelt werden.

 

Biber
Der Biber bevorzugt Ufer mit Weichhölzern (Foto: Friedrich Röther/naturgucker.de)

Merkmale

Der europäische Biber ist das größte, in Deutschland heimische Nagetier. Sein Körper ist stromlinienförmig geformt und somit optimal an seinen Lebensraum angepasst. Durch die Zusammensetzung des Biberfells aus unterschiedlichen Haartypen, isoliert es als dichter Pelz gut gegen Kälte. Zum Schutz vor Nässe impregniert der Biber es mit einem öligen Sekret.

Die Schneidezähne des Bibers können bis zu drei Zentimeter lang werden und wachsen immer nach. Ihr hoher Eisenoxidgehalt färbt sie orange und ermöglicht es dem Biber auch an besonders harten Sachen, wie Baumstämmen zu nagen.

Unverkennbar ist sein platter Schwanz. Die beschuppt "Biber-Kelle" hat vielseitige Funktionen:

  • Ruder beim Schwimmen
  • Fettspeicher
  • Abkühlung. Bei Hitze wird der Schwanz ins kühle Wasser gehalten
  • Warnsignal. Dabei wird der flache Schwanz auf die Wasseroberfläche aufgeklatscht
  • Sitzhilfe
Biber-Kelle
Die "Biber-Kelle" (Foto: Klaus Kieslich/naturgucker.de)
Biberzähne
Das Eisenoxid färbt die Zähne orange (Foto: Rolf Jantz/naturgucker.de)

Aus dem Leben eines Bibers

 

Zischen Februar und März zeugen die Biber Junge. 

Zwischen Mai und Juni bringt die Biber-Mutter nach drei Monaten Tragzeit ihre Jungen zur Welt. 2-4 Jungtiere gehören zu einem Wurf, von denen meist nur 1-2 das erste Lebensjahr überleben.

 

Die jungen Biber werden von ihren  Eldern und den älteren Geschwistern aufgezogen. Nach einem Monat verlassen sie das erste Mal die Biber-Burg.

 

Wenn ein junger Biber zwei Jahre alt wird, verlässt er seine Familie, um ein eigenes Revier zu suchen. Dafür wandert er manchmal 30 oder sogar 100 Kilometer weit, entlang von Flussläufen.

 

In seinem neuen Revier paart er sich. Biber sind monogam. das heißt, sie verbringen ihr ganzes Leben mit dem selben Partner.

 

 

Biberfamilie
(Foto: Angelika Nijhoff/naturgucker.de)
junge Biber
Junge Biber (Foto: Hannelore Müller-Scherz/naturgucker.de)

Die Biber-Burg & das Revier

Biber leben in Revieren, die je nach Nahrungsangebot zwischen 0,5km und 6km lang sein können.

Mit dem Sekret "Bibergeil" markiert die Biber-Familie, inerhalb der eine Rangordnung herrscht, ihre Reviergrenzen. Biber sind Reviertreue Tiere. Das heißt, sie wohnen oft mehrere Jahre im selben Revier. 

 

Innerhalb des Reviers bauen sie mehrere Behausungen. Neben Erdbauten bauen sie eine große Biber-Burg mit mehreren Wohnkesseln von bis zu einem Meter Durchmesser und einer Höhe von 30-40 Zentimetern. Dementsprechend kann eine Biber-Burg bis zu 10 Meter lang werden. Der Eingang zur Biber-Burg liegt immer, gut geschützt vor Feinden, unter Wasser.

Zusätzlich graben die Nagetiere Röhren in die Erde, die als Fluchtweg, versteckter Ausgang oder Verbindung zu anderen Gewässern dienen können.

 

Wenn das Gewässer nicht tief genug ist, um eine Biber-Burg mit Unterwasser-Eingang zu bauen, staut der Biber den Wasserlauf auf. Dazu baut er einen Biber-Damm an einer für ihn strategisch günstigen Stelle. Staut sich das Wasser zu hoch, öffnet er den Damm und reguliert so den Wasserstand.

Biberdamm bei Büttelborn
Der Biber-Damm im Landgraben bei Büttelborn im Dezember 2020 (Foto: Wulf-Ingo Gilbert)

Landschaftsarchitekt Biber

Oft wachsen in gewässernähe Weicholzarten, wie die Pappeln oder Weiden, die, nachdem der Biber an ihren Zweigen genagt hat, fähig ist schnell wieder auszutreiben. Dort, wo das Nagetier einen Baum fällt enstehen neue Lebensräume, beispielsweise für Tier- und Pflanzenarten, die viel Licht brauchen. 

Durch seinen Biberdamm entstehen unterschiedlich schnell Fließende Bereiche im Gewässer. Das Gewässer wird strukturreicher und bietet Habitate für Lebewesen mit unterschiedlichen Ansprüchen.

Durch das Aufstauen des Wassers überfluten Bereiche in Ufernähe, wodurch ebenfalls neue Lebensräume entstehen.

überflutete Flächen durch Biberdamm
Auch die anliegenden Feuchtwiesen des Landgrabens bei Büttelborn stehen unter Wasser (Foto: Wulf-Ingo-Gilbert)

Vom Biber aufgestauter Graben
Hinter dem Biber-Damm staut sich das Wasser (Foto: Büttelborn,Wulf-Ingo-Gilbert)

Bedrohung

Ursprünglich in großen Teilen Europas verbreitet, wurde der Biber im 19. Jahrhundert fast vollständig ausgerottet. Grund dafür war die Jagd durch Menschen. Biber-Pelz war aufgrund seiner dichten Fellstruktur sehr beliebt. Auch das Fleisch war ein begehrtes Produkt, da die katholische Kirche den Biber aufgrund seines Flachen Schwanzes für einen Fisch erklärte. In dem Zuge wurde auch der Fischotter, der dem Biber ähnlich sieht, jedoch keinen flachen Schwanz hat, kurzerhand zum Fisch erklärt. Somit durfte das Fleisch beider Tiere auch in der Fasten-Zeit verzehrt werden. Dies führte dazu, dass das Vorkommen von Biber und Fischotter stark dezimiert wurde. Auch das Bibergeil, dem besondere Heilwirkungen zugesprochen wurden, war heiß begehrt.

 

Anfang des 20.Jahrhunderts wurden die Biber-Restbestände unter Schutz gestellt. Später fanden Wiederansiedelungs-Projekte statt. Dabei wurden 1966 die ersten Biber von sowjetischen Naturschützern in Bayern ausgewildert. Ein Projekt, das inmitten des Kalten Krieges erfolgreich durchgeführt wurde. Seither verbreitet sich die russische Unterart entlang der Donau und Teilen des Rheins.

 

Heute leben wieder circa 2500 Exemplare des europäischen Bibers in Deutschland. Sie sind streng geschützt.

 

Probleme stellt vor allem Lebensraumverlust dar. Durch intensive Landwirschaft, die oft bis an die Gewässerufer reicht, fehlen Weichhölzer als Nahrungsquelle für den Biber. Dadurch kann es vorkommen, dass sich das Tier an Obstbäumen oder Feldfrüchten "vergreift". Aber nicht nur das führt zu Konflikten. Auch überflutete, oder durch Biber-Röhren unterbaute Äcker führen zu Problemen.

Auch der Straßenverkehr birgt eine große Gefahr für das Nagetier. In Siedlungs-Bereichen werden immer wieder Biber überfahren.


Und seine Nachbarn, die Nutrias

Nutrias im Teich neben dem Landgraben bei Büttelborn (Fotos: Hans Schwarting, 30.12.2020)


Dem Biber helfen

Auch Sie können den Biber unterstützen:

  • Leinen Sie bitte ihren Hund an, wenn Sie im Bereich eines Biber-Dammes Gassi gehen
  • Zerstören und Verändern Sie Biber-Dämme nicht
  • Sie haben Fragen oder Sorgen zum Thema Biber?  Kontaktieren Sie uns gerne:

Helmut Lunz, Biberexperte 

Stellv. Vorsitzender des NABU-Kreisverband-Groß-Gerau

 ludwigsaue@gmail.com

 


Biber, Nutria, Bisamratte?

Diese drei Arten sind leicht zu verwechseln. Hier finden Sie eine Bestimmungshilfe

Biber, Nutria, Bisam ? Bestimmungshilfe
(Graphik: NABU-Kreisverband-Groß-Gerau)
Download
Biber,Nutria, Bisam?
Bestimmungshilfe zum herunterladen & mitnehmen
Bestimmungshilfe ...pdf
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Quellen:

https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/biber#fakten

https://www.nabu-aachen.de/biber-bisam-oder-nutria/

https://www.nabu-aachen.de/biber/

https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/biber/steckbrief

https://www.biberschutz.de/lebensweise1

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/erlebnis-erde/videos/die-rueckkehr-der-biber-video-102.html